Natur & Umwelt
Internationale Geologen warnen
Verlängerung des AKW Krško unverantwortlich
Das slowenische AKW Krško ist das am stärksten erdbebengefährdete Atomkraftwerk Europas. Es liegt in einer hochaktiven Erdbeben-Zone zwischen drei plattentektonischen Einheiten. Sowohl das Krško-Becken als auch die 40 Kilometer entfernte kroatische Hauptstadt Zagreb waren bereits in der historisch überlieferten Vergangenheit von schweren Erdbeben betroffen. Eine umfassende paläoseismologische Untersuchung des Reaktor-Standorts bis in frühere geologische Zeiten fand bis heute nicht statt.
„Der aktuelle Forschungsüberblick des Wiener Geologen, Dr. Roman Lahodynsky, mit Unterstützung des italienischen Geologen und Seismologen, Dr. Livio Sirovich, zeigt die Dringlichkeit einer unabhängigen Neuüberprüfung des Krško-Erdbebenrisikos“, betont Reinhard Uhrig, Atom-Sprecher von GLOBAL 2000. „Aus Vorsorgegründen sollte der Reaktor sofort abgeschaltet und nicht wie von der Betreibergesellschaft geplant die Laufzeit – und das Risiko – um weitere 20 Jahre verlängert werden.“
Wissenschaftliche Untersuchungen der letzten Jahrzehnte: Erdbeben-Risiko in Krško noch höher als beim Bau und zuletzt angenommen
Durch tektonische und seismotektonische Untersuchungen in den letzten beiden Jahrzehnten sind die Kenntnisse über die Region um Krško stark angewachsen. Es hat sich herausgestellt, dass diese Region zu den am stärksten erdbebengefährdeten Gebieten Europas zählt und Starkbeben mit Magnituden um 6 mehrmals in wenigen Jahrzehnten hintereinander auftreten. Diese Erkenntnisse sind aber in den bisherigen Gefährdungsabschätzungen des AKW Krško unberücksichtigt geblieben, wie die Analyse von Dr. Lahodynsky ergab, obwohl sie zu einem hohen Anteil von slowenischen und kroatischen Wissenschaftern erarbeitet wurden.
Dr. Livio Sirovich, Geologe und Seismologe am Geophysikalisches Institut in Triest, ergänzt: „In den 1970er-Jahren, als das AKW geplant wurde, war das Gefahren-Level nicht bekannt. Krško ist das einzige Atomkraftwerk in Europa, das in der roten Erdbeben-Zone des Share-Projekts 2013 steht.“
Sogar die empfohlene Nachrüstung des Atomkraftwerks gegen eine horizontale Erdbeben-Spitzenbeschleunigung von den beim Bau vorgesehenen 0,3 g auf 0,55 g wurde in wissenschaftlichen Untersuchungen der letzten Jahre als zu gering bewertet: Ein Wert von 0,85 g wird als notwendig angesehen, bei dem es beim aktuellen Zustand des fast vierzig Jahre alten Reaktors zu Schäden bis zur Kernschmelze kommen kann, wie die Untersuchung des Reaktors im Zuge der EU-„Stresstests“ ergab. Diese Empfehlungen der Erhöhung der Erdbebensicherheit der Anlage wurden jedoch nie umgesetzt.
Gekoppelte Schadereignisse durch Alterung und Erdbeben = „Multiorganversagen“ eines AKW
Zusätzlich sind nach den Wissenschaftern die Wirkung mehrfacher Gefährdungen durch gekoppelte Schadensereignisse zu berücksichtigen: Einerseits werden Starkbeben mit Bodenbeschleunigungen von 0,85 g und darüber erwartet, andererseits bedeutet die Laufzeitverlängerung für die in die Jahre gekommene Anlage (Sprödbruchanfälligkeit) eine Erhöhung des Risikos.
„Die Erdbebengefährdung spielte bei der politischen Standortwahl in den 1970er-Jahren keine Rolle, weshalb es auch keine Laufzeitverlängerung für diesen von Anfang an ungeeigneten, höchst unsicheren Standort geben darf“, sagt Uhrig. „Gemeinsam mit bereits 23.500 UnterstützerInnen unserer Petition und mit Partnerorganisationen aus der betroffenen Region setzen wir uns bei Umweltministerin Gewessler und Bundeskanzler Kurz dafür ein, den problematischen Reaktor in Krško umgehend stillzulegen.“
Den aktuellen Forschungsüberblick von Dr. Roman Lahodynsky, Geologe und ehemaliger Assistent am Institut für Risikoforschung der Universität Wien sowie am Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften der Universität für Bodenkultur finden Sie hier
Hier geht’s zur Petition www.global2000.at/stopp-akw-krsko
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