Natur & Umwelt
Schockbilder von WWF
Illegale Jagd auf Haie und Rochen im Mittelmeer
Mehr als die Hälfte der 80 Hai- und Rochenarten im Mittelmeer sind bereits gefährdet, viele davon akut. Ungezügelte illegale Fischerei ist ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung, da Kontrollsysteme versagen und Gesetze schlecht oder gar nicht umgesetzt werden
Simone Niedermüller, Meeresbiologin WWF Österreich
Anlässlich des morgigen internationalen Tags der Haie (14. Juli) veröffentlicht die Umweltschutzorganisation WWF Österreich aktuelle Bilder von der weitverbreiteten illegalen Jagd auf geschützte Hai- und Rochenarten im Mittelmeer. Sie dokumentieren verbotene Fänge vom Aussterben bedrohter Weißer Haie, Makohaie, Riesenhaie, Engelshaie oder gefährdeter Teufelsrochen. In elf Mittelmeerländern – darunter die EU-Staaten Spanien, Italien, Frankreich, Kroatien, Griechenland und Zypern – konnten über 60 Fälle aufgedeckt werden. "Mehr als die Hälfte der 80 Hai- und Rochenarten im Mittelmeer sind bereits gefährdet, viele davon akut. Ungezügelte illegale Fischerei ist ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung, da Kontrollsysteme versagen und Gesetze schlecht oder gar nicht umgesetzt werden", warnt Simone Niedermüller, Meeresbiologin des WWF Österreich. Sie fordert strengere Kontrollen von Fangflotten und Märkten sowie Verbesserungen im Fischerei-Management und wissenschaftlichen Monitoring.
Vom Aussterben bedrohter Meersau-Hai illegal gefangen in Spanien Februar 2019 (c)MECO
Haie und Rochen sind besonders bedroht, da sich ihre Bestandszahlen nur schwer erholen. "Sie neigen zu langsamem Wachstum, später Geschlechtsreife und langen Tragezeiten mit nur wenig Nachwuchs. So bekommen Teufelsrochen nur alle ein bis drei Jahre ein einzelnes Jungtier. Das Artensterben im Mittelmeer muss rasch beendet werden, bevor es zu spät ist", fordert Niedermüller. Neben illegaler Fischerei ist die Überfischung von Hai- und Rochenpopulationen die Hauptbedrohung. Einige Arten werden direkt für den Verkauf gefangen. Beim Großteil der restlichen Spezies handelt es sich um Beifang, der sterbend zurück ins Meer geworfen oder illegal angelandet und verkauft wird. Dazu kommen die Folgen der im Mittelmeer stark zu beobachtenden Klimakrise und der steigenden Verschmutzung durch Plastikmüll, der gefressen wird oder in dem sich die Tiere verfangen.
Mitverantwortlich ist auch der Etikettenschwindel bei Fischprodukten. Der WWF warnt Mittelmeer-Urlaubende: "DNA-Tests haben gezeigt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher, die Schwertfisch essen, oftmals zu illegal vermarktetem Haifischfleisch greifen. Das birgt auch gesundheitliche Risiken, da der Quecksilbergehalt bei einigen Haiarten oft weit über den gesetzlichen Grenzwerten liegt", sagt Simone Niedermüller. Auch hier fordert der WWF strengere Kontrollen durch die Behörden.
Die veröffentlichen Bilder wurden dem WWF von der "Citizen Science"-Initiative MECO (Mediterranean Elasmobranch Citizen Observations) zur Verfügung gestellt, die etwa 60 Fälle illegaler Fänge und Anlandungen über Soziale Medien zusammengetragen hat. Alleine 40 stammen aus den Jahren 2019 und 2020.
Quelle: APA-OTS
Fotos: MECO
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