Unsere Kinder sind in Gefahr

Gesundheit & Familie

Kinderärztin Dr. Christine Saahs

Unsere Kinder sind in Gefahr

23. Apr. 2020 | Krems an der Donau

Stellungnahme von Kinderärzten zu weiteren Einschränkungen der Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen in der Pandemie mit dem neuen Coronavirus (SARS-CoV-2)

Es ist höchste Zeit, dass die Kinder und Jugendlichen in dieser Krisenzeit vertreten werden! Wir haben diese wichtige Gesellschaftsgruppe weit aus den Augen verloren. Unsere Kinder sind die schwächste Gruppe und auf unsere Stimme, auf die Stimme der Kinderärzte angewiesen. Eine andere Vertretung haben sie nicht. Es kann als sicher gelten, dass sie keine Risikogruppe darstellen und sehr wahrscheinlich nicht einmal Überträger der Erkrankung sein können. Dennoch gehen sie seit Wochen nicht mehr in ihre Kindergärten und Schulen.

Kinder und Jugendliche wurden in den bisherigen Entscheidungsprozessen nicht als Personen mit ebenbürtigen Rechten gesehen, sondern als potentielle Virusträger. Sie wurden in ihren Lebenswelten massiv eingeschränkt, nicht zum eigenen, sondern zum Schutz Anderer. Die Betrachtung von Kindern nicht aus ihrer eigenen Perspektive, sondern als „Mittel zum Zweck“ widerspricht ihrer persönlichen Würde. Sie werden nicht gefragt, was sie in dieser Situation benötigen und was sie vermissen, was ihnen gut tut und was die Gesellschaft für sie tun kann. In den politischen Beratergremien fehlen Experten für Kinder- und Jugendliche, so sind keine Kinder- und Jugendärzte und keine Pädagogen vertreten. Ein großer Teil der Bevölkerung wird somit überhaupt nicht berücksichtigt. Alle beschlossenen Regelungen für Kinder und Jugendliche sind primär aus der Perspektive der Erwachsenen gedacht. Der Zugang zur Not-Betreuung in Kindertagesstätten und Schulen richtet sich primär nach dem Beruf der Eltern und nicht nach den Bedürfnissen der Kinder, drohende Kindeswohlgefährdung wurde nicht berücksichtigt.

Auch die Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e.V. hat diesbezüglich einen Aufruf gestartet.

Nach der derzeitigen Datenlage scheint Österreich von medizinischer Seite relativ gut durch die Krise zu kommen, völlig unklar ist, ob die Schließung von Kindergärten und Schulen überhaupt positiv dazu beitragen konnte. Jetzt ist es allerdings höchste Zeit weitere Schäden für Kinder und Jugendliche aufgrund der Restriktionen abzuwenden!

Medizinische und epidemiologische Grundlagen

Aus den bisherigen Daten zeigt sich, dass Kinder und Jugendliche seltener und leichter an einer Infektion mit SARS-Co-V2 erkranken, wie dies auch schon von Epidemien wie SARS oder MERS bekannt ist. Aus ersten Fallstudien, dass so gut wie keine Ansteckung von Kindern ausgeht. Zur Verbreitung des Virus in der Bevölkerung spielen sie für das Voranschreiten der Pandemie eine untergeordnete Rolle.

Welche Folgen haben die Einschränkungen für Kinder und Jugendliche

Die derzeitige Situation bedeutet einen Entzug für die Voraussetzung, dass sich Kinder und Jugendliche gut körperlich, psychisch und sozial entwickeln können. Es ist ein tiefgreifender Einschnitt in die Lebenswelt, die nicht abgefangen werden kann. Eltern die sich im Homeoffice befinden können den Bedürfnissen für eine gesunde Entwicklung nicht gerecht werden, dies erhöht den Stress in den Familien zusätzlich. Risiken für eine Kindeswohlgefährdung sind damit auch massiv erhöht.

Gesundheitliche Folgen für Kinder und Jugendliche

In den Praxen der Kinderärzte zeigt sich ein deutlicher Rückgang der Besuche. Therapien bei schwerwiegende Erkrankungen und Probleme können, auch von psychischer und sozialer Seite, werden durch die verzögerte Vorstellung zu spät begonnen.

Aktuell vermerken Kinder- und Jugendärzte einen Rückgang der Besuche in den Praxen, Fachambulanzen und Kliniken. Schwerwiegende Erkrankungen oder psychische und soziale Probleme führen nicht zu einer zeitgerechten Vorstellung.

Wir befürchten Probleme durch unverhältnismäßig langes Hinauszögern von notwendigen diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen. Entsprechende Erfahrungen wurden in unseren Praxen und Kliniken bereits gemacht. Die Grundversorgung für schwer und chronisch kranke Kinder, aber auch für den Akutbedarf, muss schnell wieder aufgenommen werden.

Kinder in den Kindergärten und Tagesbetreuungsstätten

Die abrupte Schließung der Einrichtungen und wochenlange Kontaktsperre zu Freunden kann von den Kindern nicht verstanden werden und ggf. zu einem traumatischen Verlust zu wichtigen Bindungspersonen führen. Viele Familien und Kinder haben nicht die Resilienz diese Einschränkungen folgenlos zu überstehen. Die Belastungen wiegen bei Alleinerziehern und in sozial schwachen Familien besonders schwer und vergrößern die Risiken für eine gute Entwicklung von Kindern, sie erhöhen aber auch das Risiko, dass Kinder Vernachlässigung und Gewalt erfahren. Räumliche Distanz ist kaum einzuhalten und auch wenig sinnvoll – gerade für junge Kinder, die in der gemeinsamen Begegnung, dem gemeinsamen Lernen Bestätigung erhalten und Kompetenzen entwickeln. Dies betrifft in besonderer Weise Kinder ohne Geschwister. Der Lock-down kann somit schwere Folgen auf die psychische Entwicklung haben.

Kinder und Jugendliche in den Schulen

Die derzeitige Situation führt zu einem weiteren Auseinanderdriften von guten Schülern und lernschwächeren. Schüler die zu Hause keine klare Struktur haben, schaffen es nicht ihren Aufgaben und Lernaufträgen nachzukommen. Das Netzwerk Schule fehlt und es kommt bereits derzeit verstärkt zu einem Verlust der Stabilität, der Sicherheit und des Selbstvertrauens. Wir nehmen den Jugendlichen die Möglichkeit Kompetenzen für die weitere berufliche Zukunft aufzubauen.

Daher der Appell – sofortiger Start für Kinder und Jugendliche in Kindergarten und Schule!

Eine Zusammenfassung von Dr. med. univ. Christine Saahs, MBA

Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde

Expertin für Europäische Gesundheitspolitik

Lektorin an der Medizinischen Universität Wien

Leiterin des Zentrums für Integrative Medizin Österreich

Kinder- und Jugendärzte sind weiterhin verlässliche Ansprechpartner für die Kinder, Jugendlichen und ihre Familien!

Foto: Gabriele Moser

Text: Dr. Christine Saahs, 23. Apr. 2020

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