Gesellschaft & Kommunales
Fußfassen am Stellenmarkt nicht einfach
Junge Menschen sind Corona-Verlierer am Arbeitsmarkt
„Am 12. August ist Internationaler Tag der Jugend. Doch allzu viel zu feiern haben junge Menschen momentan nicht – zumindest nicht am österreichischen Arbeitsmarkt“, so Christian Moser, Geschäftsführer SOS-Kinderdorf. Laut aktuellen Arbeitsmarktzahlen waren 41.750 junge Menschen (15 bis 24 Jahre) im Juli arbeitslos – das sind 52,4 Prozent mehr als im Juli des Vorjahres. Bei Rat auf Draht, einem Angebot von SOS-Kinderdorf, haben sich im 2. Quartal die Anrufe zum Thema Arbeitslosigkeit im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Und die Situation könnte sich durch Corona im Herbst und Winter nochmals deutlich verschärfen.
Zu wenig Lehrplätze
„Mit der Einstellung von Lehrlingen sind Betriebe zurzeit vorsichtig. Es gibt große Verunsicherung, wie es in den nächsten Monaten weitergehen wird - viele Betriebe müssen schließen.“ Während die Ausbildungspflicht bis 18 bisher ganz gut wirkte, seien die dafür notwendigen überbetrieblichen Ausbildungsstätten mittlerweile nicht mehr in der Lage, den Mangel an betrieblichen Lehrstellen abzufangen. „Es braucht rasch Maßnahmen, um Überbrückungssysteme, wie Produktionsschulen und überbetriebliche Ausbildungsstätten auszubauen. Trotzdem darf auch die Förderung der betrieblichen Ausbildung nicht außer Acht gelassen werden. Sie ist die Basis der hohen Qualität österreichischer Wirtschaftsleistungen,“ führt Moser aus.
Prekäre Arbeit fast die Regel
Besorgniserregend ist aber auch die Situation am Arbeitsmarkt für die über 18-jährigen. „Atypische Beschäftigungen sind für Junge heute schon fast die Regel. Hohe Flexibilität und wenig soziale Sicherheit gehören zu ihrem Alltag. Allerdings sieht man in der Krise, dass ohne entsprechende Absicherung der Absturz schnell geht. Startups gehen unter, freie Mitarbeiter verlieren als erste Job und Einkommen.“ Hier brauche es dringend neue Antworten, Zukunftsängste zu nehmen und Chancen wieder greifbar zu machen.
Belastete junge Menschen besonders betroffen
Alle Familien sind derzeit gefordert, ihre Kinder mit Nachhilfe etc. zu fördern, damit sie mithalten können und in der harten Konkurrenz um Arbeitsplätze eine Chance haben. Für benachteiligte Jugendliche, wie sie von SOS-Kinderdorf betreut werden, ist die Lage noch schwieriger. „Es ist fatal, wenn junge Menschen, die ohnedies einen schwierigen Start ins Leben haben, keine Aussicht auf einen Job bekommen“, sagt Moser. „Dann sind Folgeprobleme vorprogrammiert: Existenzängste und Zukunftssorgen gepaart mit Hoffnungslosigkeit und Perspektivenlosigkeit verstärken psychische Probleme und entsprechende Verhaltensweisen zwischen Depression und Aggression“, so Moser.
SOS-Kinderdorf unterstützt belastete junge Menschen
SOS-Kinderdorf unterstützt junge Menschen, die mit schwierigen Voraussetzungen ins Leben gestartet sind und begleitet sie auf dem Weg zum Erwachsenwerden. „Diese jungen Menschen streben nach einem selbstbestimmten Leben, auch wenn viele von ihnen Armut, Not, auch Gewalt und Missbrauch gesehen oder selbst erlebt haben. Gerade deshalb braucht es viel Verständnis, Geduld, Zuwendung und professionelle Unterstützung - und Zeit!“ Moser fordert daher: „Für diese Jugendlichen braucht es dringend spezielle Förder- und Unterstützungsmaßnahmen, etwa durch Verlängerungen der Kinder- und Jugendhilfe-Maßnahmen oder durch Hilfe bei der Suche nach günstigen Sozialwohnungen“.
Investitionen in die Zukunft
„Jetzt in die Förderung von jungen Leute zu investieren, ist nicht nur eine humanitäre Frage, sondern auch ökonomisch und volkswirtschaftlich viel sinnvoller und günstiger als Folgekosten durch Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Mindestsicherung zu tragen! Ohne eine stabile neue Generation, wird unser gesamter Wohlstand und die gesellschaftliche Stabilität zu bröckeln beginnen. Das ist keine Panikmache, sondern ein Aufruf für mehr Unterstützung für junge Menschen in prekären Situationen,“ so Moser abschließend.
Quelle: APA-OTS
Bild von Anastasia Gepp auf Pixabay
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