Globale Klimakatastrophe der Triaszeit

Natur & Umwelt

Fossil-Fundstelle

Globale Klimakatastrophe der Triaszeit

26. Aug. 2021 | Wien

Über 6.000 einzigartige Fossilien der alpinen Triaszeit wurden von NHM Wien-Paläontologen Alexander Lukeneder und Paläontologin Petra Lukeneder von der Universität Wien untersucht. Die Überreste sind Zeugen einer der größten Umweltkatastrophen der Erdgeschichte, der „Karnischen Krise“. Diese Phase zeichnet sich durch einen Klimawandel vor 233 Millionen Jahren aus, der zu einem gigantischen weltweiten Massensterben in den Meeren des Erdmittelalters führte. Die Ergebnisse wurden nun erstmals publiziert.

Die Polzberg-Fundstelle

Ein kleiner Graben zwischen Gaming und Lunz am See (Niederösterreich) verbirgt, nahezu unscheinbar, eine der wichtigsten Fossil-Fundstellen Österreichs, der tiefe Einblicke in die Erdgeschichte des Landes gewährt: In 233 Millionen alten, feinst laminierten Gesteinsschichten (Reingrabner Schiefer) werden hier seit über 140 Jahren Sensationen des Erdmittelalters gefunden. Die schwarzen, kalkig bis tonigen Meeres-Ablagerungen beinhalten eine Konservat-Lagerstätte von Weltruf – Fundstellen, in denen Fossilien besonders gut und vollständig erhalten sind. 6.397 dieser fossilen Funde lagern dabei teilweise seit über hundert Jahren in den großen Sammlungen des Naturhistorischen Museums Wien, der Universität Wien und der Geologischen Bundesanstalt in Wien. Zusätzlich konnte neues Material durch die Citizen Scientists Birgitt und Karl Aschauer aus Waidhofen an der Ybbs in den letzten Jahren geborgen werden. Die Einzigartigkeit dieser Fundstelle am Polzberg wurde im Laufe des letzten Jahrhunderts immer wieder diskutiert, nun wurde die erste wissenschaftliche Bearbeitung dazu in „Scientific Reports“ publiziert.

Bewohner eines feindlichen Lebensraumes

Zwei Millionen Jahre dauerte die globale Karnische Krise an, deren Auswirkungen in den Ablagerungen überliefert wurden. Die enthaltenen Fossilien geben erstmals Einblick in die Lebensgemeinschaften im damaligen Reiflinger Meer. Die späte Triaszeit war durch ein Treibhausklima mit monsunartigen Niederschlägen geprägt, was zu einem vermehrtem Schlammeintrag ins Meer führte. Die Riffe erstickten und am Meeresboden wurde der Sauerstoff knapp.

Zahlreiche Arten konnten bis heute nachgewiesen werden, wobei nahezu jährlich neue Spezies am Polzberg entdeckt werden. Neben Ammoniten, Tintenfischen, Muscheln, Schnecken, Krebsen, Meeresasseln und Borstenwürmern kommen auch Fische häufig vor. Zu den besonderen Funden zählen Knorpelfische wie der haiähnliche Acrodus oder der sehr seltene Quastenflosser Coelocanthus. Aus den Küstensümpfen wurde selbst ein Lungenfisch eingeschwemmt – ein weltweit einzigartiges Fossil. Die Nähe zu Süßwasser bestätigen auch die zahlreichen Blattfußkrebse Eustheria und selbst Pflanzen wie die Konifere Voltzia sind durch kleine Ästchen vertreten. Das dominierende Element der gesamten Fauna ist jedoch der Leitammonit Austrotrachyceras minor, welcher zu Tausenden vorkommt. Die große Diversität der entdeckten Fauna sowie die fantastische Erhaltung erlauben es, die Umwelt der späten Triaszeit zu erforschen und neue Erkenntnisse über Umweltbedingungen, Nahrungsketten und die Räuber-Beute-Verhältnisse dieser Zeit zu gewinnen. Bei winzigen Krebsen beginnend, reichte die Nahrungskette über kleinere Fische bis hin zu räuberischen Tintenfischen und Ammoniten, die wiederum von größeren Raubfischen gejagt wurden. Nach Ichthyosauriern wird noch gesucht, die vermutlich die größten Prädatoren dieses Ökosystems waren

Die Forschung wird vom Land Niederösterreich (Wissenschaft und Forschung) und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (Geo/Hydro Sciences) im Rahmen zweier Projekte über zwei Jahre kofinanziert.

Zur Publikation in “Scientific Reports”:

Lukeneder, A & Lukeneder P. 2021. The Upper Triassic Polzberg palaeobiota from a marine Konservat-Lagerstätte deposited during the Carnian Pluvial Episode in Austria. Nature Research, Scientific Reports. Open Access: https:doi.org/10.1038/s41598-021-96052-w

Zur Projektseite der NHM Wien-Website - Link

3D-Animation des Lungenfisches:

Auf Sketchfab – Link

und unter https:www.nhm-wien.ac.at/museum_online/3D

NHM Science Talk zur Karnischen Krise mit Alexander Lukeneder - Link

Quelle: Copyright APA-OTS Originaltext-Service und Naturhistorisches Museum
Alle Rechte vorbehalten
Fotocredit: (c) 7reasons / NHM Wien, Alexander Lukeneder

Text: Naturhistorisches Museum, 26. Aug. 2021

weitere Artikel zum Thema Natur & Umwelt:

Eine neue Brücke verbindet Österreich und Tschechien

Eröffnung

Natur & Umwelt Eine neue Brücke verbindet Österreich und Tschechien

04. Apr. 2023 | Hardegg

Eine neue Hängebrücke verbindet die beiden Nationalparks Thayatal und Podyjí und erschließt unter Einbeziehung der Thayabrücke in Hardegg einen neuen grenzüberschreitenden Rundwanderweg

Start eines neuen Lehrganges für Rangerinnen und Ranger

Naturvermittlung mit Begeisterung

Natur & Umwelt Start eines neuen Lehrganges für Rangerinnen und Ranger

06. Mär. 2023 | Hardegg

Fast 70 Bewerberinnen und Bewerber meldeten sich auf die Ausschreibung des Nationalparks im letzten Jahr.

33 neue Schneckenarten im Museum entdeckt

NHM Wien stellt aus

Natur & Umwelt 33 neue Schneckenarten im Museum entdeckt

05. Nov. 2021 | Wien

Schon Millionen Jahre tot sind die Schnecken, die seit mehr als 150 Jahren in den Sammlungen des Naturhistorischen Museums liegen. Nun hat ein Forscherteam viele davon als neue, noch unbekannte Arten erkannt.

Frühere Artikel mit Monatswahl

Frühere Artikel mit Monatswahl

Allgemeine Nutzungsbedingungen / DSGVO

Diese Webseite verwendet Cookies. Bitte lese unsere Datenschutzrichtlinien durch. Um auf unsere Webseite zu gelangen, drücke bitte auf Akzeptieren!

Cookies die wir verwenden

Diese Webseite verwendet Cookies. Bitte lesen Sie unsere Datenschutzrichtlinien durch. Um auf unsere Webseite zu gelangen, drücken Sie bitte auf akzeptieren!

PHPSESSID
PHP für innere Verwendung. Session Identifizierung, ist aktiv bis zur Schließung des Browser.

gtc_lang
Die Programiersprache der Webseite. Das hat auf der Webseite immer HU Wert. Wird vom Administrations-System verwendet. Läuft nach einem Monat ab.

gtc_gdpr
Wird für die DSGVO Akzepierung verwendet, läuft nach 3 Monaten ab.

GTC_ENTITY_user
Für registrierte User. Wenn mann registriert ist, enthält es eine unique Identifikation, mit welcher der User automatisch bei der wieder-Öffnung des Browsers eingeloggt wird. Auf dieser Seite gibt es zur Zeit keine Registration.

Die Seite verwendet keine speziellen Cookies die die Daten des Users behandeln, sondern nur ausschließlich welche, die nicht auf die Daten der User zugreifen.

Falls wir in Zukunf Marketing-Cookies verwenden, finden sie die Liste der Cookies auf dieser Seite und können dann den entsprechenden Kasten zur Akzeptanz anklicken..