Natur & Umwelt
Wildnisgebiet erlebbar
Eröffnung vom „Haus der Wildnis“ in Lunz am See
Am heutigen Tag der Artenvielfalt wurde das „Haus der Wildnis“ in Lunz am See eröffnet. Es bringt das UNESCO Weltnaturerbe „Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal“ einem breiten Publikum näher – ohne den Urwald zu betreten. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf nahmen gemeinsam mit Bürgermeister Josef Schachner, Geschäftsführer Christoph Leditznig, Bundesforste-Vorstand Rudolf Freidhager und Umweltdachverband-Ehrenpräsident Gerhard Heilingbrunner sowie Bischof Alois Schwarz in kleinem Rahmen und via Livestream vor 500 Personen die Eröffnung vor.
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner sagte: „Niederösterreich ist für den Tourismus, seine Ausflugsziele und die Schönheit der Natur bekannt, speziell diese Region. Ich denke dabei an den Ötscher, die Landesausstellung im Jahr 2015, die Kulturbühne, das Wildnisgebiet Dürrenstein und jetzt an das Haus der Wildnis. So wie die Region vor Corona eine Tourismusregion war, wollen wir wieder dorthin zurück. Mit Öffnungsschritten können wir wieder Urlaub machen und vor allem Gäste empfangen.“
Man wolle es im Haus der Wildnis ermöglichen, dieses Stück Natur erlebbar zu machen und würde gerne viele Menschen ins Gebiet lassen. Aber das sei aufgrund des Schutzstatus nicht möglich, „daher braucht es Alternativen“, führte die Landeshauptfrau weiter aus und ergänzte: „Das Haus der Wildnis ist ein Meisterstück dafür, wie man mit digitaler Kompetenz Natur vermitteln kann. Ich gestehe, ich war noch nie in diesem Wildnisgebiet, umso mehr freue ich mich, dies heute virtuell zu sehen.“ Für die Landeshauptfrau hat das Haus der Wildnis zwei Vorteile, „erstens, dass es die Sensibilität für die Natur fördert und zweitens, dass es ein Turbo für Wirtschaft und Tourismus ist.“
LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf unterstrich, dass „die letzten 14 Monate gezeigt haben, dass die Natur ein wichtiger Rückzugsort für uns ist. Wir wollen diese unberührte Natur für alle Zeiten schützen und für die Nachwelt bewahren. Die Sehnsucht für die Ursprünglichkeit der Natur ist durch die Pandemie noch weiter gestiegen. Mit dem Wildnisgebiet haben wir dafür ein absolutes Juwel von internationalem Rang, und mit dem Haus der Wildnis wird es erstmals für alle erlebbar. Zudem ist dieses Zentrum ein perfektes Beispiel für eine gelungene Ortskernbelebung und erfolgreiche Regionalentwicklung. Das Haus der Wildnis ist ein Herzensprojekt von mir und von der gesamten Region.“
Bürgermeister Josef Schachner sagte: „Heute ist für Lunz ein Freudentag. Das Haus der Wildnis bietet Vielfalt für die Lunzer und die Region. Es ist ein tolles Ausflugsziel und wir erwarten uns dadurch eine Steigerung im Tourismus. Denn Urlaub zu Hause ist wieder wertvoll geworden. Mit dem Lunzer See und dem Haus der Wildnis haben wir zwei tolle Ausflugsziele.“
Für Geschäftsführer Christoph Leditznig sei klar: „Wir haben aus der Natur gelernt und versucht, die Natur zu den Leuten zu bringen. Durch moderne Technik ist das möglich, wir haben noch viele Ideen und hoffen, dass Lunz und die Wildnis davon profitieren.“ Bundesforste-Vorstand Rudolf Freidhager sagte, die Österreichischen Bundesforste könnten das Gebiet zwar auch bewirtschaften, „uns ist das Wildnisgebiet aber lieber. Denn das Motto der Österreichischen Bundesforste lautet: ‚Wo die Natur zu Hause ist‘. Wir haben nicht nur wirtschaftliche, sondern auch gesamtgesellschaftliche Verantwortung zu tragen.“ Umweltdachverband-Ehrenpräsident Gerhard Heilingbrunner unterstrich die Einzigartigkeit des Projekts: „Dieses Haus ist ein Gemeinschaftsprojekt und hier ist ein Meilenstein passiert. Denn hier ist das erste Weltnaturerbe, wo ein Zentrum entstanden ist. Es ist ein Haus der Begegnung und Bewusstseinsbildung.“
Bischof Alois Schwarz, der die Segnung des Hauses vornahm, unterstrich dabei: „Wir sind in einem unglaublich schönen Land zu Hause. Wie der Stephansdom mit seinen Säulen, hat sich die Schöpfung hier eine Kathedrale der Wildnis geschaffen.“
Im Jahr 2017 wurde das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal als größter Fichten-Tannen-Buchen-Urwald des Alpenbogens zum UNESCO Weltnaturerbe erklärt. Strengste Naturschutzbestimmungen ermöglichen aber nur einen sehr eingeschränkten Zugang zu diesem seit der letzten Eiszeit vom Menschen unberührten Naturschatz. Das Ökosystem mit den uralten, mächtigen Buchen im 400 Hektar großen Urwald ist äußerst sensibel und darf zum Schutz dem Massentourismus nicht ausgesetzt werden. Insgesamt wurden rund sechs Millionen Euro in das von den Architekten Maurer & Partner gestaltete Haus investiert. Davon wurden zweieinhalb Millionen Euro durch private Sponsoren aufgebracht und der Rest durch Gemeinde, Land, Bund und Europäische Union, um dieses Naturjuwel nun einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Die Ausstellung ist Urwald, Wildnis und Wasser der gesamten Region gewidmet und eine Mischung aus modernen Medien, Virtual Reality, interaktiven Stationen und Stationen zum Vertiefen. So machen ein großes Geländemodell in Kombination mit Filmen das Wildnisgebiet erlebbar. Ein Emotionsraum zeigt die vier Jahreszeiten im Urwald. Zwei Aquarien demonstrieren die Auswirkungen des Klimawandels auf dem Lunzer See. Außerdem wird auch ein Bohrkern aus dem Lunzer See zur Schau gestellt und vieles mehr.
Am 23. und 24. Mai ist der Eintritt im „Haus der Wildnis“ zum Kennenlernen frei und bereits vollkommen ausgebucht. Am 4. und 5. September 2021 wird das ursprünglich für die Eröffnung geplante Regionsfest nachgeholt.
Foto: © NLK Pfeiffer
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