Gesundheit & Familie
Alarmierende Daten
Depressionen bei Arbeitslosen auch nach Lockdown dramatisch gestiegen
Es sind alarmierende Daten, die die Donau-Universität Krems zur psychischen Belastung bei Arbeitslosen erhoben hat: Von April bis September 2020 – also auch nach dem Lockdown - haben sich Depressionen und Angstzustände in dieser Gruppe beinahe verdoppelt. Die Betroffenheit ist damit deutlich größer als bei Menschen, die nach wie vor ihrer Arbeit nachgehen können. Konkret waren bei Arbeitslosen im September rund 71 Prozent mehr Depressionen zu verzeichnen, als bei Personen im Job. Im Bereich der Angststörungen liegt der Wert bei knapp 48 Prozent. Während im Frühjahr Männer und Frauen ohne Arbeit gleichermaßen unter den psychischen Belastungen gelitten haben, hat der Druck bei den Männern zuletzt zugenommen.
Für Peter Stippl, Präsident des Österreichischen Bundesverbandes für Psychotherapie (ÖBVP), ist rasches Handeln angesagt: „Die Perspektiven werden tendenziell schlechter, denn zur ohnehin hohen Arbeitslosigkeit kommen in den Wintermonaten saisonal bedingte Effekte am Arbeitsmarkt dazu. Dadurch wird es für Betroffene mitunter noch schwieriger, eine neue Stelle zu finden.“ Die Konsequenz: „Das Risiko der Resignation steigt. Die Menschen verlieren ihre Tagesstruktur, neben den materiellen Problemen nehmen auch die seelischen Schmerzen zu.“ Nicht selten würden Personen in solchen Situationen zu fehlgeleiteten Eigenmedikationen greifen. Dazu zählen Alkohol, übermäßiges Rauchen oder auch illegale Drogen. Der Weg zurück in den Arbeitsprozess wird damit umso schwieriger. Ein Teufelskreis.
Sinnvolle Betätigungen – vom Ehrenamt bis zum Sport - helfen
Um Betroffenen möglichst effizient zu helfen, bricht der ÖBVP-Präsident einmal mehr eine Lanze für gezielte Psychotherapie: „Ein besonderes Vorbild zur Lösung dieses Teufelskreises gibt Viktor Frankl, der bereits in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts die Suizidrate bei langzeitarbeitslosen Jugendlichen durch sinnvolle, ehrenamtliche Tätigkeit dramatisch gesenkt hat. Es geht also darum, den psychisch belasteten, arbeitslosen Menschen eine für sie sinnvolle Betätigungsmöglichkeit in der momentanen Lage zu eröffnen.“ Der Bogen spannt sich vom Ehrenamt über soziale und künstlerische Aktivitäten bis hin zur sportlichen Betätigung. All diese Komponenten sollten sehr individuell auf den Hilfesuchenden abgestimmt werden. Je eher die Hilfe einsetzt, desto besser, denn: „Die psychotherapeutische Erfahrung zeigt, dass alles unternommen werden sollte, um das Abgleiten in die Langzeitarbeitslosigkeit zu verhindern“, so Stippl abschließend.
Quelle: APA-OTS
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