Bildung & Recht
Weiterbildungsstudie
Mehr Budget nur für „Chefs“, Home-Office und digitale Lernformen für Mitarbeiter
Die aktuelle Studie der imh GmbH über den Stellenwert der beruflichen Aus- und Weiterbildung in österreichischen Unternehmen – der imh Weiterbildungsindex (WEBI) – wurde am 12. Juli 2021 im Rahmen einer online LIVE Präsentation vorgestellt. Manfred Hämmerle, Geschäftsführer der imh GmbH und Stefan Teufl, Bildungsexperte, interpretierten die Ergebnisse.
Manfred Hämmerle, Geschäftsführer der imh GmbH, im Eingangsstatement: „Sind die Bekenntnisse zur beruflichen Ausbildung in diesen Zeiten ernst gemeint? Zwar sagen 9 von 10, dass Weiterbildung wichtig ist. Aber gleichzeitig ist der WEBI auf dem niedrigsten Stand seit Erhebung; nämlich bei 45,2 Punkten vs. 53 im Jahr 2020 bzw. 56 im Jahr 2019. Und der WEBI misst, wie viel Zeit und Geld für Aus- und Weiterbildung zur Verfügung stehen. Im Jahr 2021 heißt das: So wenig wie noch nie. Noch 2015 war der WEBI bei 59 Punkten.“ Jedenfalls, so Hämmerle, sind die Chefs bei sich noch immer großzügig. Denn die eigenen Budgets werden nicht gekürzt. Die Chefs gönnen sich Zeit und Geld für ihre Aus- und Weiterbildungsinteressen. Die Mitarbeiter aber, so ein Ergebnis der Studie, werden kurz gehalten.
Stefan Teufl: „Meine These, warum Manager sich vermehrt weiterbilden wollen, hängt mit der „Professionalisierung von Management“ zusammen. Die Anforderungen an Führungskräfte steigen immer mehr an. Es gibt einfach den Bedarf, in die eigene Entwicklung zu investieren – auch und offenbar insbesondere bei Führungskräften.“ Immerhin, so Teufl, haben generell nur 2 % aller Befragten angegeben, gar keine Aus- und Weiterbildung zu besuchen. Ein erfreulich niedriger Wert.
Home-Office-Regelungen in Unternehmen: Das Menschenbild der Chefs und die Selbstbestimmungstheorie menschlichen Verhaltens
Stefan Teufl fand insbesondere die Werte zum Thema Home-Office spannend. Immerhin wollen nur knapp über 5 % der Mitarbeiter ausschließlich von zu Hause arbeiten; etwa 12 % dafür nur im Büro – für sie kommt Home-Office gar nicht in Frage. In den Detaildaten sieht man: Das sind hauptsächlich Geschäftsführer und Vorstände. Stefan Teufl: „Hier geht es um das Thema Vertrauen vs. Kontrolle. Und da spielt das Menschenbild der Führungskraft eine zentrale Rolle.“
Mitarbeiter wollen „hybrid“ arbeiten
Wenn es nach den Mitarbeitern geht, findet Arbeit jedenfalls in Zukunft zur Hälfte zu Hause statt: Mehr als 1/3 würde gerne 50 % oder mehr im Home-Office arbeiten. Generell ist die Einstellung zu Home-Office sehr positiv (86 %). Die Kombination der Arbeitsorte wird von 54 % als attraktiv empfunden. Die Werte untermauern grundsätzlich die Selbstbestimmungstheorie menschlichen Verhaltens; Hybrid zu arbeiten, so Teufl, passt zu den Grundbedürfnissen des Menschen.
Die Zukunft der Weiterbildung: „Zoom-fatigue“ verhindert mittelfristig nicht die Verschiebung von analog zu digital
Ein weiteres Thema der LIVE Diskussion zu den WEBI Studienergebnissen war die Frage, wie Aus- und Weiterbildung in 5 Jahren stattfindet. Hämmerle: „Jedenfalls mit einer deutlichen Stärkung von Online Produkten, wenn es nach den Studienergebnissen geht. Wir sehen eine Verschiebung von analogen Formen hin zu digitalen. Digitale Lernformate haben an Akzeptanz gewonnen. Meine Einschätzung ist: Digital wird bleiben, die Akzeptanz ist da.“ Teufl schließt sich an, bemerkt allerdings im Moment einen „Zoom-fatigue“-Effekt und sieht zumindest kurzzeitig einen Trend zur „Analogisierung“. Der Wunsch nach einem Gegenüber „aus Haut und Haaren“ ist derzeit einfach sehr groß.
Die Zukunft der Weiterbildung bringt die Kombination von klassischen bzw. analogen Weiterbildungsformen, mit einem eindeutigen Trend zu Online.
Der imh Weiterbildungsindex (WEBI)
Der imh Weiterbildungsindex (WEBI) misst jährlich die Bedeutung von beruflicher Aus- und Weiterbildung in Unternehmen. Befragt werden Vorstände, Geschäftsführer, Abteilungsleiter und Mitarbeiter aus österreichischen Unternehmen aller Branchen. Der imh Weiterbildungsindex (WEBI) 2021 hat den Wert 45,2 von 120 möglichen Punkten. Im Jahr 2020 betrug der Wert 53,0 Punkte nach 56,0 im Jahr 2019 (zum Vergleich: 2015 war der Wert bei 59,0).
Die gesamten Befragungsergebnisse finden Sie unter www.imh.at/weiterbildungsindex
Quelle: Copyright APA-OTS Originaltext-Service und imh Gmbh
Alle Rechte vorbehalten
Fotocredit: imh GmbH
weitere Artikel zum Thema Allgemeines:
Gesellschaft & Kommunales Großzügige Unterstützung der Marchfelder Bank für die neue Bläserklasse
Im September 2021 startete die Regionalmusikschule Strasshof in Kooperation mit der Volksschule Strasshof die fünfte Bläserklasse in Folge
Chronik Weniger Verkehrsunfälle in NÖ als vor der Corona-Krise
Die Statistik Austria hat heute aktuelle Zahlen zu Unfällen im Straßenverkehr vorgelegt. Demnach gab es im ersten Halbjahr 2021 2.685 Unfälle mit Personenschaden in Niederösterreich.
Veranstaltung Das sind die Gewinner 2021
LR Eichtinger: Unsere Holzbau-Projekte sind zukunftsweisend, klimafreundlich und innovativ.