Gesellschaft & Kommunales
Smart Austria bündelt Kreativität
Genossenschaft als Krisenbewältigung für Kulturschaffende – und viele Andere
Die wiederkehrenden Covid-Lockdowns haben den Kulturbetrieb weitgehend zum Erliegen gebracht. Die Versammlung eines Publikums, das Live-Erleben von Kunst, all das ist ausgesetzt. Die Kulturschaffenden sind mittendrin in der Krise: Ihre Einkommensquellen sind weggebrochen, ganze Erwerbsbiographien existenziell in Frage gestellt.
Allen Widrigkeiten zum Trotz haben Künstler*innen, Kreative und Neue Selbstständige unter dem Dach der Smart Austria Genossenschaft im Jahr 2020 dennoch zahlreiche Projekte erfolgreich durchgeführt. Smart Austria wurde 2015 gegründet, um für Freelancer*innen die Möglichkeit zu schaffen, unter das Dach der Genossenschaft zu kommen und angestellt zu arbeiten. Als Genossenschafter*innen sind sie zudem voll entscheidungsberechtigte Mit-Eigentümer*innen der Coop. Das wird besonders von Kunst- und Kulturschaffenden in Anspruch genommen, ist aber prinzipiell für alle Neuen Selbstständigen möglich, seit 2020 auch in zahlreichen gewerblichen Tätigkeiten.
2020 hat es sich ausgezahlt: Smart hatte im Frühjahr, zu Beginn der Krise, 50 Angestellte. Mehr als die Hälfte davon konnte Kurzarbeit in Anspruch nehmen, zum Teil über viele Monate, andere waren durch vorangegangene Anstellungen bei Smart arbeitslosenversichert. Smart bietet ihren User*innen außerdem eine Zahlungsgarantie, die Ausfälle abfedern kann, und konnte im Ausnahmejahr 2020 in einigen Fällen bessere Stornierungsbedingungen aushandeln. Für viele Smart User*innen ist das eine große Unterstützung – möglich wird sie durch die solidarökonomische und nicht-gewinnorientierte Struktur der Coop. Smart-Geschäftsführerin Sabine Kock sagt:
Smart als eine gemeinsame, von allen getragene Struktur ermöglicht bessere Rahmenbedingungen und bessere soziale Absicherung, und zwar mit einem starken Solidaritätsgedanken. In der Krise hat die Cooperative dadurch für Viele ein Moment von Planungssicherheit gewährleisten können.
Smart Austria ist mit etwa 1.250 User*innen im europaweiten Vergleich noch im Aufbau: In Belgien, wo das Modell vor über 20 Jahren geschaffen wurde, hat die Smart Coop mehr als 20.000 Genoss*innen. In Ländern wie Deutschland, Italien oder Schweden wurden ebenfalls Smart-Büros gegründet. So entsteht ein Netzwerk, das auf europäischer Ebene zunehmend zum Best Practice Modell neuer Arbeitsformen wird. US-Ökonom Trebor Scholz (New School, NY) nennt Smart beispielsweise als Paradebeispiel für ‚Platform Coops‘, also Plattform-Unternehmen, die im Gegensatz etwa zu Uber den Arbeitenden gehören und dadurch fairere Arbeitsbedingungen schaffen.
[Smart] turns independent workers into salaried employees of the Smart cooperative thereby offering the full extent of protections such as unemployment benefits and protection against harassment that labor laws traditionally grant employees.[1]
Künstler*innen, die mit Smart arbeiten, bestätigen das. So sagt etwa Schauspieler, Regisseur und Musiker Florian Eisner:
Lange bevor es aus der Politik irgendeine Aussage zum Thema Kunst- und Kulturarbeit in der Krise gab, hatte ich durch Smart das Gefühl, nicht völlig alleine gelassen zu werden. Über Smart konnte ich die wenigen während des Lockdowns realisierbaren Kulturarbeitsaufträge im Rahmen einer Anstellung durchführen und für die restliche Zeit das Kurzarbeitsmodell in Anspruch nehmen. Dadurch hat Smart meinen Kultur-Arbeitsplatz für die Zukunft gerettet, und es mir während der Krise ermöglicht, weiterhin für meine Familie und meine zwei Kinder zu sorgen.
Auch die Kabarettistin und Schauspielerin Christine Teichmann hat von der Kurzarbeit profitiert:
Über Smart konnte ich während der Krise für einen guten Teil meiner künstlerischen Aktivitäten weiterhin angestellt bleiben und während der Lockdownzeiten das Kurzarbeitsmodell nutzen. In Summe komme ich so gut über die Runden und kann die Zeit nutzen, an neuen Projekten zu arbeiten, wie mein neues Kabarett Programm – das hoffentlich im April 2021 Premiere hat!
Und der bildende Künstler Jonathan Quinn meint:
Smart hat mich seit Einführung der Covid-Maßnahmen bürokratisch extrem entlastet. Anstatt mich als Selbstständiger aufwändig um mögliche Unterstützungsleistungen kümmern zu müssen, konnte ich, als die Aufträge wegbrachen, angestellt bleiben und unbürokratisch die Kurzarbeit in Anspruch nehmen. Ich bin sehr dankbar dafür!
Das Potenzial von Smart ist in Österreich noch groß, nicht nur für den Kulturbereich, sondern für viele Freischaffende, die projektbezogen arbeiten: So gibt es etwa an die 130.000 Mehrfachbeschäftigte[2], etwa 300.000 Solo-Selbständige[3], vorsichtig geschätzt insgesamt mindestens 1,2 Mio. atypisch Beschäftigte[4], Tendenz steigend. Die AK Oberösterreich[5] hat die Gründung von Genossenschaften für Solo-Selbständige gar zu einem Projekt erklärt.
Bei Smart ist das bereits Realität.
[1] Scholz, Trebor (2021): Expanding Democratic Ownership. The ownership model of the public corporation should no longer be the aspiration for startups in the digital economy, in: Publicseminar.org, https:publicseminar.org/essays/expanding-democratic-ownership/
[2] Parlamentarische Anfragebeantwortung (2018): Mehrfachversicherte in den Sozialversicherungen, 842/AB vom 16.7.2018, https:www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXVI/AB/AB_00842/index.shtml
[5] AK OÖ (2020): Arbeiterkammer und Raiffeisenverband OÖ. fördern jetzt Gründung von Solo-Selbständigen-Genossenschaften
Personen:Abgebildete Personen: (v.l.n.r.) Andrea Wälzl (Beraterin), Michaela Adelberger (Öffentlichkeitsarbeit bis Mai 2019), Angela Vadori (GF/Finanzen), Sabine Kock (GF), Lisa Pointner (Juristin/Prokuristin), Robert Eichhorn (Berater). Ganz re.: Deborah Gzesh (Work SMart bis 2020). Nicht am Bild: Lara Rainer (Beraterin), Xenia Kopf (Kommunikation).
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Fotocredit:Edith Ruthner
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