Agrar & Handel
4€ pro Stunde
Erntearbeiterin deckt unhaltbare Zustände in Mannsdorfer Spargelbetrieb auf
Vier Euro Stundenlohn, 14 Stunden pro Tag, sechs bis sieben Tage Arbeit pro Woche. Das Quartier: bis zu acht Personen in einem Zimmer, Schimmel an den Wänden. Kostenpunkt: vier Euro pro Person und Nacht. So ging es Frau A. und ihren KollegInnen, die seit Ende April als ErntearbeiterInnen aus Rumänien auf einem Spargelbetrieb im niederösterreichischen Mannsdorf an der Donau tätig waren. Mitten in der Corona-Krise waren sie dem lauten Ruf der Landwirtschaft nach "fehlenden Schlüsselarbeitskräften" gefolgt. Der Dank dafür war mehr als bescheiden.
Doch im Namen all der SaisonarbeiterInnen, die Jahr für Jahr unter teils katastrophalen Bedingungen österreichisches Obst und Gemüse ernten, setzt Frau A. sich zur Wehr und machte die Zustände öffentlich. Jetzt wird sie von der Sezonieri-Kampagne für die Rechte der ErntehelferInnen in Österreich und der Produktionsgewerkschaft PRO-GE darin unterstützt, ihre Rechte geltend zu machen. "Ich hätte gerne, dass wir besser bezahlt werden, dass wir nicht so ausgebeutet werden wie jetzt, nicht so viele Stunden und ohne Pause arbeiten müssen, nicht erniedrigt werden", betont Frau A.
"Solche Arbeitsbedingungen sind nicht der Einzelfall, als der sie gerne dargestellt werden", so Cordula Fötsch von der Sezonieri-Kampagne. Peter Schleinbach, Bundessekretär für Branchen- und Kollektivvertragspolitik in der Gewerkschaft PRO-GE ergänzt: "Immer wieder kommt es in österreichischen Landwirtschaftsbetrieben zu Lohndumping. Die ohnehin schon niedrigen Löhne für ErntehelferInnen werden noch weiter unterboten, die legalen Arbeitszeiten massiv überzogen und ArbeitnehmerInnen über ihre Arbeitsrechte im Unwissen gelassen."
Die Corona-Krise habe die Missstände in der Erntearbeit offenbart, nun müsse sich auch die Politik intensiv damit auseinandersetzen, wie man ein System gestalten kann, das nicht auf Ausbeutung der ArbeiterInnen beruht. "Es muss selbstverständlich sein, dass die Menschen, die auf den Feldern arbeiten, gerecht entlohnt werden, dass die Unterkünfte menschenwürdig sind und dass das Arbeitsrecht eingehalten wird. Ich appelliere an die zuständigen Regierungsmitglieder und an die Landwirtschaftskammer, hier rasch zu handeln und nicht länger die Augen vor den unhaltbaren Zuständen zu verschließen", sagen Fötsch und Schleinbach abschließend.
Quelle: APA-OTS
Bild von Andreas Lischka auf Pixabay
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