Gesundheit & Familie
Mehr Studienplätze für Allgemeinmediziner
Einheitliche Forderungen an Bundesregierung zur Stärkung des ländlichen Raums
Bei der Konferenz der Landesgesundheitsreferenten verständigten sich alle Bundesländer auf zwei gemeinsame Forderungen an das Gesundheits- und Wissenschaftsministerium. Grundlage der Forderung ist das 8-Punkte-Programm für „Sichere Gesundheit im ländlichen Raum“ aus Niederösterreich, das Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner kürzlich präsentierte.
„Wir wollen die beste Gesundheitsversorgung für unsere Landsleute von der Geburt bis ins hohe Alter. Was unsere Kliniken und Pflegezentren betrifft, haben wir uns bereits zukunftsfit aufgestellt. Die Zustimmung aus den Ländern zu unserem 8-Punkte-Programm zur Stärkung der ländlichen Gesundheitsversorgung zeigt aber, dass österreichweit Handlungsbedarf besteht. Bei Medizinstudienplätzen und dem Ärztenachwuchs sowie der Unterstützung von niedergelassenen Ärzten sind nun Gesundheitsminister und ÖGK gefordert“, so Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.
„Wir wollen die beste Gesundheitsversorgung in allen Regionen des Landes, heute und auch in Zukunft. Dafür müssen wir jetzt handeln! Wir müssen junge Menschen motivieren, Medizin zu studieren und Verantwortung für die Gesundheit der Menschen zu übernehmen. Und wenn sie motiviert sind, muss man ihnen auch die Chance geben, doch derzeit ist das für viele nicht möglich, weil es zu wenige Studienplätze gibt. Neun von zehn jungen Menschen verwehrt man den Wunsch Medizin zu studieren, weil es nicht genügend Plätze gibt. Darüber hinaus braucht es Landarztquoten bei Studienplätzen und eine Aufwertung der Allgemeinmedizin,“ so LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf.
„Die bevorstehende Pensionierungswelle von niedergelassenen Ärzten, fehlende Kassenärzte und die Ausbildung von Jungärzten sind große Herausforderungen im ländlichen Raum“, so NÖGUS-Vorsitzender Landesrat Martin Eichtinger und ergänzt: „Wir müssen jetzt handeln, um auf die Entwicklungen im Gesundheitswesen zu reagieren. Unser Ziel ist es, für die Menschen eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung von der Geburt bis in das hohe Alter sicherzustellen. Dafür braucht es ein engmaschiges Netz an niedergelassenen Kassenärzten in ganz Österreich.“
Die Herausforderungen seien in allen Bundesländern ähnlich, deshalb formulierten die Landesgesundheitsreferenten zwei klare Forderungen. Der Gesundheitsminister ist aufgefordert, effektive Maßnahmen für die Sicherstellung der wohnortnahen Gesundheitsversorgung zu setzen. Eine zentrale Forderung ist dabei die Adaptierung des Primärversorgungsgesetzes für Gesundheitszentren. „Die Erfahrungen zeigen, dass die Gesundheitszentren gut laufen, doch die rechtlichen Rahmenbedingungen sind zu eng gestrickt. Es brauche daher im Bedarfsfall die Möglichkeit, die Trägerschaft von Gesundheitszentren in Zukunft breiter aufzustellen.“ Dafür brauche es die Adaptierung des Gesetzes.
Die zweite gemeinsame Forderung richtet sich an den Wissenschaftsminister zur Erhöhung der Studienplätze für Humanmediziner. „Das Land NÖ geht hier mit gutem Beispiel voran und hat die Studienplätze für Humanmedizin an der Karl Landsteiner Privatuniversität massiv ausgebaut. Wir ermöglichen damit jährlich jeweils 100 Studierenden, sich ihren Traum vom Medizinstudium in Niederösterreich zu erfüllen“, so Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner.
Damit wird einer bereits 2019 gestellten Forderung aus Niederösterreich weiterer Nachdruck verliehen: „Die Studienplätze für Ärzte müssen dringend erhöht werden. Wir fordern daher die Schaffung von mehr Studienplätzen an öffentlichen Unis, gekoppelt an eine befristete Verpflichtung in versorgungsschwachen Regionen – sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum – als Kassenarzt tätig zu sein“, erklärt Eichtinger. Das Programm der Bundesregierung sieht auch die Einrichtung von Landarztstipendien vor. „Es braucht jetzt eine rasche Umsetzung dieser Pläne“, so Eichtinger.
Zusätzlich soll der Zugang zum Studium sowie das Studium selbst überarbeitet werden. „Allgemeinmediziner sind wichtige Eckpfeiler in unserer flächendeckenden Gesundheitsversorgung. Wir müssen die Attraktivität des Berufsfeldes mit seiner Wichtigkeit gleichsetzen. Das Curriculum soll dementsprechend überarbeitet und adaptiert werden. Wir müssen auch den Zugang erleichtern, indem soziale Kompetenzen und außerschulische Leistungen für die Studium-Berechtigung angerechnet werden“, so Eichtinger. Auch Aufnahmetest und Inhalte im Studium gilt es zu evaluieren und zu adaptieren. „Sie müssen einen stärkeren Fokus auf Allgemeinmedizin im ländlichen Raum beinhalten“, fordert Eichtinger.
Bei der Landesgesundheitsreferentenkonferenz unterstützten somit alle Bundesländer den Acht-Punkte-Plan aus Niederösterreich. Dieser Plan sieht vor, dass es
· mehr Studienplätze für Allgemeinmediziner geben soll, die Ausbildungsinhalte im Rahmen des Studiums adaptiert werden, der Allgemeinmedizin zukünftig dem Facharzt gleichgestellt wird.
· Bei der Zulassung zum Studium und den damit verbundenen Aufnahmetests müsse auch die soziale Kompetenz ein wichtigeres Kriterium werden.
· Landarztquote bei Studienplätzen: ein Teil der Studienplätze soll für Studierende reserviert sein, die sich in Folge verpflichten, mindestens fünf Jahre in einer Bedarfsregion tätig zu sein.
· Forderung nach Landarzt-Stipendien.
· Sicherstellung der Versorgung mit Kassenärzten.
· Forderung nach Niederlassungs-Förderung.
· Unbesetzte Kassenstellen sollen der ÖGK in Zukunft keine finanziellen Vorteile mehr bringen. Die ersparten Mittel durch unbesetzte Kassenstellen sollen direkt in einen Länder-Fonds zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum fließen.
· Adaptierung der Gesetzesgrundlage für Gesundheitsnetzwerke. Die Trägerschaft für Gesundheitszentren solle dazu erleichtert werden.
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