„Universum History“-Doku über 10.000 Jahre Kulturgeschichte

Essen & Trinken

„Der Mensch und das Bier“

„Universum History“-Doku über 10.000 Jahre Kulturgeschichte

16. Apr. 2020 | Wien

Ob Zwickl, Märzen, Pils oder Lager – Bier zählt zu den ältesten Nahrungsmitteln der Menschheit und ist seit jeher mit Kultur und Fortschritt verbunden. Seit die Menschen sesshaft wurden, trinken sie Bier. Bereits die Mesopotamier kannten mehr als ein Dutzend Biersorten. Voraussetzung für die Herstellung war und ist der Getreideanbau. Anhand archäologischer Funde lassen sich nun die Spuren des alkoholischen „Getreidebreis“ bis etwa 10.000 vor Christus zurückverfolgen. Die neue „Universum History“-Dokumentation „Der Mensch und das Bier“ von Robert Schotter (ORF-Bearbeitung: Andrea Lehner) beleuchtet am Freitag, dem 17. April 2020, um 22.30 Uhr in ORF 2 die beeindruckende, 10.000 Jahre alte Kulturgeschichte des Lieblingsgetränks unzähliger Menschen in aller Welt und erzählt, wie das alkoholische Braugetränk – vermutlich von Mesopotamien aus – seinen Siegeszug rund um den Globus antreten konnte. Apropos Bier: Am Samstag, dem 18. April, steht ab 20.15 Uhr die zweiteilige ORF/ZDF-Filmkomödie „Bier Royal“ auf dem Programm von ORF 2. Unter der Regie von Christiane Balthasar standen u. a. Robert Palfrader, Andreas Kiendl und Angelika Niedetzky sowie Lisa Maria Potthoff und Gisela Schneeberger vor der Kamera. Das Drehbuch lieferte Carolin Otto.

Im alten Ägypten gehörte Bier zum Lohn. Fünf Krüge pro Tag standen jedem Arbeiter beim Bau der Pyramiden zu. Das damalige Bier enthielt etwa sechs Prozent Alkohol, vergleichbar mit vielen heute gängigen Bieren. In Mitteleuropa können bierähnliche Getränke bis ins 3. Jahrtausend vor Christus nachgewiesen werden. Zuständig für das Brauen waren Frauen. Und so waren sie es, die dem Bier, ohne es zu ahnen, ihr „hauseigenes“ Aroma gaben: Denn über Luft und Haut wanderten körpereigene Hefen in das Gemisch und brachten es zum Gären. Auch den Gärprozess verstanden die Menschen damals noch nicht, Enzyme und Hefen waren unbekannt – die meisten hielten das meist über Nacht einsetzende Brodeln für ein Wunder.

Im 6. Jahrhundert nach Christus entdeckten auch Mönche das nahrhafte Gebräu als Fastenspeise. Wohlhabende Kelten tranken ihr Bier wiederum mit Honig. In vielen Gegenden Europas war Bier das beliebteste – und da Trinkwasser oft keimverseucht war – auch das gesündeste Getränk. Um Geschmack und Haltbarkeit zu verbessern, wurde mit Kräutern, Wurzeln und Rinden experimentiert. Gifte wie Tollkirsche und Bilsenkraut führten bereits in Mesopotamien zu Gesetzen und Verordnungen, die für Bier-Panscher die Todessstrafe durch Ertränken in den eigenen Fässern oder Ersticken am eigenen Bier vorsahen. Das heutige „Reinheitsgebot“ Deutschlands, wonach nur „allain Gersten, Hopffen und Wasser“ verwendet werden dürfen, stammt vom bayrischen Herzog Wilhelm IV. aus dem Jahr 1516. Noch heute berufen sich deutsche Bierbrauereien gerne auf dieses Reinheitsgebot – auch wenn sich fast niemand mehr daran hält.

Das Hauptproblem aller Bierbrauer waren aber nicht die Zutaten, sondern das Wetter – da der Gärungsprozess niedrige Temperaturen erfordert, konnte Bier nur in der kalten Jahreszeit gebraut werden. Diesem Umstand verdankt das Märzen – als letztes Bier vor dem Sommer – seinen Namen. Erst die Erfindung der Kühlmaschine des Deutschen Carl von Linde revolutionierte das Braugeschäft. Bezahlt wurde seine erste Maschine dann auch von zwei Bierbrauern.
Fotos: Gerrie van der Walt

Text: (APA-OTS)/Presse - ORF, 16. Apr. 2020

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