Lifestyle
Stoppt Gewalt gegen Frauen
16 Tage gegen Gewalt an Frauen
"He is a funny person", lächellt Éala verschmitzt, die neunjährige Enkeltochter von Künstler Gottfried Helnwein. Die Werke ihres berühmten Opas sind jedoch nicht so lustig anzusehen für unbedarfte BetrachterInnen. Starker Topak, ungeschönte Blicke auf die Realität, die Brutalität von Gewalt an Kindern und Frauen. Keine leichte Kost, dafür umso lautere Hinweise auf das, was in der Gesellschaft damals wie heute verankert ist – und zwar in allen Schichten rund um den Globus. Éala heißt übrigens Schwan, im Irischen.
Gottfried Helnwein konnte vom Verein Soroptimist International für die heurige UN Woman Kampagne ORANGE THE WORLD - Stoppt Gewalt an Frauen als Testimonial gewonnen werden. Er wird Werke zur Verfügung stellen, die vom 26. November bis 10. Dezember 2020 an der Oper Graz, dem Schauspielhaus und eventuell noch anderen öffentlichen Gebäuden zu sehen sein werden. Bevor er diese heute persönlich besichtigte, war Helnwein mit seiner Familie im Rathaus bei Bürgermeister Siegfried Nagl und Frauenstädträtin Julia Schwentner zu Gast und trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein.
Gewalt – im öffentlichen Raum Die Kampagne läuft während der „16 Tage gegen Gewalt an Frauen" und wird von zwei bedeutenden Tagen umrahmt: Sie beginnt am 25. November, dem Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen und endet am 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte. In dieser Zeit werden jedes Jahr weltweit Gebäude oder Monumente orange beleuchtet. In den vergangenen Jahren waren das beispielsweise die Scala in Mailand, die Niagarafälle oder die Pyramiden von Gizeh. Heuer wird u. a. der Uhrturm in Orange erstrahlen.
Der Schwerpunkt heuer wurde auf das Thema „Gewalt – im öffentlichen Raum" gelegt.
Bewusstsein schaffen, um Dinge zu verändern Eliette Thurn, Incoming President von Soroptimist International Österreich und Brigitte Maria Soran (Soroptimist International Österreichische Union - Sonderbeauftragte 'Orange the World' 2020 - 2022) haben es mit viel Beharrlichkeit geschafft, den in 1948 in Wien geborenen Künstler für die Kampagne zu gewinnen: "Im vergangenen Jahr konnten wir nicht so viel Aufmerksamkeit erregen, wie wir gerne gehabt hätten. Heuer wird das mit Gottfried Helnwein besser gelingen. Denn es geht uns darum, dass die Menschen aufwachen, dass Bewusstsein geschaffen wird. Nur so können sich die Dinge ändern", erklärten die beiden. Umso mehr freuten sie sich heute, dass "ihr Testimonial" mit Gattin Renate und Tochter Mercedes und den Enkeltöchtern Éala und Croí nach Graz gekommen war.
Bürgermeister Nagl und Stadträtin Schwentner teilten diese Freude. Vor der offiziellen Eintragung ins Goldene Buch fand eine angeregte Diskussion über die Themen Menschenrecht und Gewalt statt. Helnwein war sichtlich beeindruckt, von den zahlreichen Einrichtungen und Initiativen der Stadt in diesem Zusammenhang. Besonders davon, dass Graz, die Menschenrechtsstadt seit Kurzem das weltweit zweite Trainingscenter for Human Rights besitzt, ein Ausbildungszentrum für Menschenrechte. Doch all diese Bemühungen sind leider notwendig. Die Frauenstadträtin berichtete von einer traurigen Tendenz: "Während man den Eindruck gewinnen konnte, dass seit den 70-iger Jahren und mit Aktivistinnen wie Alice Schwarzer die Emanzipation der Frauen auf einem guten Weg ist, geht es heute wieder bergab." Aus diesem Grund, so war man sich einig, sei es besonders wichig, Bewusstsein zu schaffen, wachzurütteln, den Opfern zu zuzusprechen, Gewalt nicht einfach hinzunehmen.
Helnweins Kunst sorgte für heftige Proteste Helnwein, der heute in Irland und Los Angeles lebt, hat zwischen 1969 und 1973 das Studium der Malerei an der Akademie der bildenden Künste Wien absolviert. In dieser Zeit arbeitete er an einer Serie von Zeichnungen und hyperrealistischen Gemälden verwundeter und bandagierter Kinder. Auch der Nazionalsozialismus spielt in Helnweins Arbeit eine Rolle. Viele seiner Bilder führten zu heftigen Protesten und öffentlichen Debatten. Unbestritten jedoch ist seine hohe Kunstfertigkeit, seine extrem realistischen Werke wirken verstörend "echt", wie Fotografien.
Österreich ist ein Wunder Im Gespräch streute Helnwein seiner Heimat Österreich Blumen: "Das Land ist ein Wunder. Die hohe Lebensqualität hier, die Vielfalt an biologischen Produkten, das reine Wasser, die Gemütlichkeit, das alles gibt es nicht in Amerika. Dort findet der zweite Fall Roms statt. Ich bin jedes Mal erstaunt, wenn ich in Wien die Leute entspannt in den Cafés sitzen sehe. In Amerika aber auch in Irland, das ich sehr liebe, sind die Menschen nicht mehr entspannt." Politisch höchst interessiert kommt Helnwein für sich zum Schluss: "Die Balance zwischen freier Marktwirtschaft und sozialer Unterstützung durch den Staat ist wohl die beste."
Weiter nach Kärnten Nach seinem Graz-Besuch, geht es weiter nach Bleiburg in Kärnten und anschließend nach Wien. Insgesamt wird der Künstler mit seiner Familie zwei Wochen in Österreich weilen.
Quelle: APA-OTS
Foto: Stadt Graz/Fischer
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