Naturnahes, leistbares und mobiles Wohnen sind auch hierzulande noch Fremdwörter

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TINY HOUSE ON WHEELS

Naturnahes, leistbares und mobiles Wohnen sind auch hierzulande noch Fremdwörter

09. Jun. 2020 | St. Pölten

Stellplatzproblematik, moderne Wohnformen, ökologisches, naturnahes Wohnen, Trockentrenntoilette, Autarkie. Diese Begriffe, um nur einige zu nennen, klingen vielleicht kompliziert und bereiten heute auch so manchem Raumplaner bzw. Bürgermeister viel Kopfzerbrechen. Dabei könnte alles so einfach sein.

Mobiles Wohnen, seit der Existenz von Nomadenvölkern jedem ein Begriff, erlebte auch in der Neuzeit in den USA einen enormen Boom. Dort ging es um die Nähe zu Arbeitsplätzen. Das Land war groß, die Möglichkeiten vielfältig. Da nahm man es gern in Kauf seinen Wohnort Jahr für Jahr zu verändern, um gut leben zu können. Heute sind die Gründe eher die Nähe zur Natur, der Umweltschutz durch autarkes Wohnen und nicht zuletzt die nahezu unleistbaren Immobilienpreise in der Nähe von Ballungszentren. Es sind heute nicht mehr nur einzelne Waghalsige, die schnell als Hippies oder ähnliches abgetan werden könnten. Mittlerweile erfreut sich diese Wohnform hoher Beliebtheit. Die Community ist aktiv und fordert die Gesetzgebung heraus, legale Wege zu ermöglichen, ihren Traum vom autarken Wohnen leben zu können.

Der Traum von Christoph und Sabine Bennett wäre ein Fleckerl Grund.

Warum dieses Anliegen auch heute noch kein Leichtes ist, erzählen uns Christoph und Sabine. Sie leben seit einigen Jahren in einem sogenannten „TINY HOUSE ON WHEELS“. Wir haben die beiden gefragt, wie es ihnen in so einem Häuschen geht, warum sie sich für diesen Lebenswandel entschieden haben und nicht zuletzt auch, welchen Schwierigkeiten sie begegnet sind. Hier ihre Antworten:

Wie kam die Idee zu einer Lebensweise, wie dieser? Ist es eher eine Art Lebensphilosophie, geht es Euch um das Finanzielle oder doch etwas ganz anderes? Also kurz gesagt, warum TINY HOUSE ON WHEELS?

Einerseits war der Wunsch nach einem naturnahen Wohnen da, andererseits haben uns das Fernweh von Christoph zum Thema TINY HOUSE ON WHEELS geführt. Christoph möchte nach Kanada, Sabine immer ein Dach über dem Kopf. Auch die verwendeten Baumaterialien im herkömmlichen Hausbau haben uns nicht zufrieden gestellt und zwei Gehälter für die Wohnungsmiete aufgehen zu lassen war unbefriedigend. Und auch ein Einfamilienhaus nach unseren Vorstellungen wäre in unserem Alter nicht mehr finanzierbar gewesen.

Wo bekommt man so ein Haus her und wie stellen sich die Preise dafür dar?

Wir haben 2 Jahre mit Recherche verbracht und größtenteils auf Informationen aus den USA und aus Deutschland gesetzt. Danach haben wir Workshops besucht und über einen davon sind wir schließlich auf einen Baubiologen in der Steiermark gestoßen, der auch Tinys nach eigenen Vorstellungen baut und nicht einfach Häuser von der Stange sozusagen herstellt. Gesamtkosten inkl. Sattelschlepper, Technik, Einrichtung sowie Heizung und Haushaltsgeräten wie Ofen/Herd, Waschtrockner, Geschirrspüler und Kühl-Gefrierkombination wurden € 70.000,- veranschlagt. Wenn man alleine € 13.000,- für die Photovoltaik-Anlage rechnet war das für uns eine akzeptable Investition.

Wie wurde die Entscheidung in Eurem näheren Umfeld bzw. allgemein aufgenommen?

Die meisten Bekannten konnten mit dem Thema nicht recht viel anfangen und taten dies wohl eher als Verrücktheit ab. Alleine das Thema der Wohnraumgröße von 26m2 konnte sich kaum jemand vorstellen. Unser Schmäh war dann immer ‚Es gibt zwei Arten von Beziehungen, jene die sich im Urlaub trennen und jene die zusammen besser funktionieren‘. Zu letzteren haben wir uns schon immer gezählt.

Welche rechtlichen und sonstigen Probleme haben sich ergeben?

Es gibt keine eigene Bewertung von Tinys. Entweder sie fallen unter das herkömmliche Baurecht oder in den Campingbereich. Wir sind jedoch der Ansicht, und dafür wird auch in Deutschland und anderen Ländern gekämpft, dass für fahrbereite Tinys eine andere Lösung gefunden werden sollte. Bauanträge zu machen finden wir sinnbefreit, da wir das dann an unterschiedlichen Orten oder Bundesländern jedes Mal aufs Neue einreichen müssten. Damit wären dann, je nach Ort unterschiedliche Auflagen und Gesetze zu beachten. Unter Berücksichtigung des Umweltschutzes könnten Tinys mit ökologischer Ausrichtung aber auf jedem Brachland stehen ohne ‚Spuren‘ zu hinterlassen.

Im Grunde reicht zum Leben, Küche, Schlafplatz und Hygienebereich

Was ist Eure Zwischenlösung für das mangelnde Verständnis der Gemeinden bzw. die noch missglückte Suche nach einem geeigneten Grundstück? Kurz gesagt, wo steht das Haus jetzt?

Wir stehen jetzt auf dem Baugrund eines Landwirtes, den dieser zurzeit noch nicht bebauen möchte. Ziel wäre es zu erreichen, dass für Tinys Zwischenlösungen akzeptiert werden, d.h. dass diese z.B. auf Brachland stehen dürfen da keine Bodenversiegelung passiert. Ein Tiny verlässt das Grundstück ohne jegliche Schäden und ohne Abrissarbeiten durchführen zu müssen.

Zum Verständnis: Wie sieht es rechtlich oder baurechtlich aus? Was ist der Unterschied zwischen einem Einfamilienhaus, einem Wohnwagen bzw. einem Öko Tiny House?

Rechtlich wird ein Tiny einem Einfamilienhaus gleichgesetzt. Jedoch haben wir z.B. keine vergleichbaren Abwässer durch unseren 100% biologisch abbaubaren Haushalt und der Trockentrenntoilette - anders als die Chemiebomben im Campingbereich. Ziel von uns ist es, auf einem Grundstück wo wir auch bleiben können, mit einer Regen- und Nutzwasseraufbereitung einen Wasserkreislauf zu kreieren. Gesetzlich ist es aber nur vorgesehen in einem mit Bauantrag versehenem Haus auch zu wohnen. Durchschnittlich mag das auch Sinn machen um einer Zersiedelung Einhalt zu gebieten, für Tinys unserer Ansicht jedoch nicht.

Sehr gut beschrieben sind die Wünsche von Tiny house Besitzern in der deutschen Petition unter folgendem Link: https:secure.avaaz.org/de/community_petitions/Bundesregierung_Legalisierung_alternativer_Wohnmoeglichkeiten/

Fotos: Imre Antal

Text: Ede Kovács, 09. Jun. 2020

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