Politik & Wirtschaft
„Die OeNB hört zu“
Nationalbank sucht den Dialog
Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) hat heute einen umfassenden Dialog mit Vertreterinnen und Vertretern wichtiger österreichischer Institutionen zur Neuausrichtung der geldpolitischen Strategie des Eurosystems geführt. „Wir wollten erfahren, welche Themen die Menschen bewegen, welche Erwartungen und Hoffnungen, aber auch welche Sorgen sie haben, wie sie die Geldpolitik erleben und wie sich die Geldpolitik künftig ihrer Meinung nach entwickeln soll“, sagte Gouverneur Robert Holzmann nach der virtuellen Veranstaltung „Die OeNB hört zu“.
Die von den Teilnehmenden vorgebrachten Themen drehten sich vor allem um Inflation, die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und die Situation der Banken. Betont wurde zudem auch die Notwendigkeit von Finanzbildung wie auch die steigende Bedeutung des Klimaschutzes.
Die OeNB führte diesen (virtuellen) Dialog im Rahmen einer Reihe von Veranstaltungen, die die Europäische Zentralbank und alle Notenbanken des Eurosystems in diesen Monaten durchführen. Die Ergebnisse dieser Events fließen in die derzeit laufende Überprüfung der geldpolitischen Strategie des Eurosystems ein, die bis Herbst 2021 abgeschlossen sein soll.
Eingeladen waren Institutionen aus der Wirtschaft und dem Finanzbereich, Arbeitnehmervertreter, der Seniorenrat, die Mietervereinigung und natürlich auch Umweltorganisationen und weitere Interessenvertretungen. Diese Organisationen repräsentieren einen wesentlichen Teil der Bevölkerung und des Wirtschaftslebens Österreichs.
„Die letzten erwähnenswerten Änderungen in der geldpolitischen Strategie erfolgten im Jahr 2003, zwischenzeitlich sind fast zwei Jahrzehnte vergangen. Daher ist eine Überarbeitung notwendig, um den tiefgreifenden strukturellen Wandel, bedingt durch Globalisierung, Technologisierung und Nachhaltigkeit, auch in der Ausrichtung der Geldpolitik adäquat abbilden zu können. Insbesondere ist in diesem Zusammenhang der gewählte offene und transparente Prozess, im Rahmen dessen die Ideen und Überlegungen von Menschen und Organisationen in die zu überarbeitende geldpolitische Strategie einfließen, zu begrüßen“, so Gouverneur Robert Holzmann.
Vize-Gouverneur Gottfried Haber hielt fest, dass die COVID-19-Pandemie eine noch nie dagewesene Herausforderung darstellt und zeitgleich fast die gesamte Welt in ihren Bann gezogen hat. Zudem macht die hohe Unsicherheit über den Verlauf von COVID-19 wirtschaftliche Prognosen sehr schwierig. Österreichs Banken sind mit einer soliden Kapitalausstattung in diese Pandemie gegangen, doch die ersten Auswirkungen auf die Profitabilität der österreichischen Banken durch COVID-19 zeigten sich bereits im ersten Halbjahr 2020. Banken haben nämlich in Vorbereitung auf die zu erwartende Verschlechterung der Kreditqualität, die mit der schwachen konjunkturellen Entwicklung einhergeht, bereits im ersten Halbjahr begonnen, ihre Risikovorsogen zu erhöhen.
„Vor dem Hintergrund des Auslaufens der unterstützenden Maßnahmen wie Garantien, Moratorien sowie des Wiederauflebens der Insolvenzantragspflicht bei Überschuldung in den kommenden Monaten ist jedoch mit einem weiteren Anstieg der Risikovorsorgen zu rechnen“, gibt Haber zu bedenken. Zudem dürfte sich in Europa, auch aufgrund der niedrigen Zinsmargen und des zunehmenden scharfen Wettbewerbs, eine weitere Konsolidierung im Bankensektor abzeichnen. Abschließend hält der Vize-Gouverneur fest, dass das österreichische Bankensystem seine Kernfunktionen erfülle und sich bisher als stabil erwiesen habe. „Damit das weiterhin so bleibt, muss der in der Vergangenheit eingeschlagene Weg zur Stärkung der Widerstandskraft des Finanzsystems konsequent fortgesetzt werden“, fordert Haber.
Quelle: APA-OTS
Fotocredit: OeNB/ Lisi Niesner
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