Polizeimeldung
Großer Schlag gegen die Suchtgiftkriminalität
Illegales Drogenlabor im Bezirk Mistelbach ausgehoben
Haupttäter Am 31. März 2021 führten Bedienstete des Bezirkspolizeikommandos Mistelbach aufgrund von Hinweisen aus der Bevölkerung in Walterskirchen, Bezirk Mistelbach, in einer Kellergasse Erhebungen nach dem Suchtmittelgesetz durch. Im Zuge einer gerichtlich angeordneten Hausdurchsuchung in einem ursprünglichen Weinkeller, konnte ein offensichtlich illegales Drogenlabor festgestellt werden. Die weiteren Ermittlungen wurden vom Landeskriminalamt Niederösterreich, Ermittlungsbereich Suchtmittelkriminalität, übernommen. Die Ermittlungen erfolgten gemeinsam mit dem Bundeskriminalamt, mehreren Bereichen des Landeskriminalamts und Bediensteten des Bezirkspolizeikommandos Mistelbach.
Im Zuge der Erhebungen wurden am 1. und 14. April 2021 zwei Beschuldigte in Wien wohnhafte österreichische Staatsbürger im Alter von 30 und 35 Jahren von Bediensteten des Landeskriminalamtes NÖ, Ermittlungsbereich Suchtmittelkriminalität, an deren Wohnadressen festgenommen und über Auftrag der Staatsanwaltschaft Korneuburg in die Justizanstalt Korneuburg eingeliefert. Ein weiterer Beschuldigter, der 29-jähriger in Wien wohnhafte österreichische Staatsbürger Nicolas R. ist derzeit noch flüchtig. Bei ihm handelt es sich um den Haupttäter und Chemiker der Tätergruppe. Gegen ihn besteht eine aufrechte Festnahmeanordnung durch die Staatsanwaltschaft Korneuburg.
Die drei Beschuldigten beschlossen Anfang des Jahres 2019 gemeinsam in Österreich Suchtmittel herzustellen, zumal es sich bei dem 29-jährigen Haupttäter um einen ausgebildeten Chemiker handelt. Die Tätergruppe bestellte in China über das Internet verschiedene Chemikalien und Drogenausgangsstoffe in kleineren Mengen. Bis Juli 2020 wurden verschiedene Experimente und Versuche in einem kleineren Versuchslabor in einer Wohnung in Wien 19. durchgeführt. Dabei versuchten die Beschuldigten, verschiedene Suchtmittel wie Amphetamin/Methamphetamin, MDMA, synthetisches Cocain und Mephedron (4-MMC) herzustellen. Aufgrund der verfügbaren Chemikalien, Drogenausgangsstoffe, Laborausrüstung sowie der Synthesewege kamen sie zu dem Entschluss, dass die Herstellung von Mephedron am einfachsten wäre.
Das selbst hergestellte 4-MMC wurde von ihnen getestet und hatte einen Reinheitsgehalt von 99,3 Prozent. Gleichzeitig suchte die Tätergruppe Vertriebswege für den Verkauf des von ihnen hergestellten 4-MMC. Über verschiedene Chat-Räume im Darknet und Messenger-Dienste wurde Kontakt zu eventuellen Abnehmern in Neuseeland hergestellt und mit diesen Probelieferungen vereinbart.
Im Juli 2020 wurde von der Tätergruppe ein aufgelassener Weinkeller in Walterskirchen, Bezirk Mistelbach, angekauft und in diesem das Labor in größerem Ausmaß eingerichtet. Die Laborgeräte bzw. technischen Geräte bestellten sie bei diversen Firmen in Deutschland und China. Größere Mengen an Chemikalien wurden online bei verschiedenen Firmen in China bestellt. Zur Verschleierung der Tathandlungen wurden als Zustelladressen in Österreich über Job-Portale Studenten angeworben. Diese übernahmen die Pakete und folgten sie der Tätergruppe aus. Ein Teil der Pakete war auch an leerstehende Wohnungen in Wien, an Fantasienamen adressiert.
Weiters organisierte die Tätergruppe den Schmuggel des 4-MMC nach Neuseeland. Zu diesem Zweck wurden Aludosen-Rohlinge, eine Dosen-Druckmaschine und eine Maschine zum Verschließen der Alu-Dosen angekauft. Sie beauftragten eine Online-Firma in der Ukraine mit dem Design des Dosendrucks.
Ab Dezember 2020 stellten die Beschuldigten im Labor im Weinkeller in Walterskirchen eine Gesamtmenge von ca. 4.000 bis 5.000 Gramm 4-MMC her. Davon schmuggelten sie in zwei Lieferungen eine Menge von ca. 3.000 Gramm 4-MMC zu den Abnehmern nach Neuseeland. Zum Schmuggeln wurde das pulverförmige 4-MMC mittels chemischer Prozesse verflüssigt und in die bedruckten Getränkedosen abgefüllt. Mittels Paketdiensten gingen die Getränkedosen dann weiter nach Neuseeland.
Bei den Durchsuchungen im Labor und in verschiedenen Wohnungen in Wien, konnte eine große Menge (500 bis 600 Kilogramm) diverser Chemikalien, Drogenausgansstoffe, Lösungsmittel zur Drogenherstellung, technisches Equipment udgl. sichergestellt werden.
Weiters gelang die Sicherstellung einer größeren Sendung von Drogenausgangsstoffen für die Tätergruppe durch die belgischen Behörden.
Die Aufarbeitung, die Sicherstellung sowie der Abbau des Drogenlabors waren für die eingesetzten Beamten sehr gefährlich und zeitaufwendig. Teilweise konnten diese Arbeiten nur mit Schutzausrüstung durchgeführt werden. Die Täter verwendeten bei der Drogenherstellung teilweise Schutzkleidungen und Gasmasken.
Die sichergestellten Chemikalien und Drogenausgangsstoffe würden für die Herstellung von weiteren ca. 100 bis 110 Kilogramm 4-MMC ausreichen. Diese hätten von der Tätergruppe ebenfalls als Fertigprodukt oder als Vorläuferprodukt nach Neuseeland geschmuggelt werden sollen.
Die von der Tätergruppe bereits erzeugten Suchtmittel, sowie die geplante Erzeugung aus den sichergestellten Chemikalien hätten einen Straßenverkaufspreis von insgesamt ca. 4 bis 5 Millionen Euro ergeben.
Der 29-jährige Haupttäter Nicolas R. ist derzeit noch flüchtig. Um Veröffentlichung des angeschlossenen Lichtbildes wird ersucht. Eine Anordnung der Staatsanwaltschaft Korneuburg zur Veröffentlichung des Fotos des mutmaßlichen Täters Nicolas R. liegt vor.
Hinweise über den Aufenthaltsort des Flüchtigen werden an das Landeskriminalamt Niederösterreich, Tel. 059 13330-3333, erbeten.
„Dieser Fall zeigt einmal mehr die Bedeutung der internationalen Zusammenarbeit, aber auch der Ermittlungskompetenz im virtuellen Bereich auf. Dieser besondere Form der Suchtmittelkriminalität werden wir daher in Zukunft durch zusätzliche technische Ressourcen und speziell ausgebildetem Personal einen besonderen Schwerpunkt in der Bekämpfung widmen. Mein besonderer Dank gilt den Ermittlern für ihre akribische Ermittlungsarbeit“, so Innenminister Karl Nehammer.
Innenminister Karl Nehammer dankt den Ermittlern für akribische Ermittlungsarbeit
Eventfoto: Imre Antal
Lichtbilder: © LPD NÖ LKA
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