Kultur
Attersee-Ausstellung
Künstlerinstitution „Oswald & Kalb“ feiert 40. Geburtstag
Jede Dekade hatte ihren Künstlertreff. In den 1950er-Jahren war es der „Strohkoffer“, in den 1960er-Jahren traf man sich im „Café Sport“. Eine wirkliche Heimat fand die Wiener Kunstszene ab 1979, als Evelyn Oswald und Kurt Kalb, eine der prägendsten Figuren der Galerienszene, das „Oswald & Kalb“ eröffneten. Es sollte zur Institution werden, die nach 40 Jahren noch immer Anziehungspunkt für die heimische und internationale Szene ist. Hier traf Hochkultur auf Wiener Original. Udo Proksch gönnte sich täglich die Kruste vom Schweinsbraten, Falco kehrte gerne ein und traf unter anderem auf Langzeit-Bürgermeister Helmut Zilk, Formel-1-Legende und Airline-Zampano Niki Lauda, Kunst-Star Martin Kippenberger, Fotografin Elfie Semotan oder Künstlerin Maria Lassnig. Auch Helmut Qualtinger schätzte Atmosphäre sowie Küche. Die ist unverändert auf hohem Niveau und mit einer Falstaff-Gabel geadelt. Sie bleibt ihren steirischen Wurzeln treu.
Kultur, Politik und Skandale
Schon zur Gründung gaben sich die Wiener Aktionisten rund um Christian Ludwig Attersee, H.C. Artmann, Günter Brus, Gerhard Rühm, Hermann Nitsch, Walter Pichler und Walter Schmögner nicht nur die Klinke in die Hand, sondern gerne auch die Gläser bei gemeinsamen Kunstaktionen. So spielte Attersee am Klavier zum 50. Geburtstag von Hans Hollein, Österreichs bekanntesten Architekten. Schon die Eröffnung des legendären Lokals bleibt unvergessen, bei der sich zwei stadtbekannte Damen nackt am Boden gepaart haben und für einen Skandal sorgten – ganz im Sinne der avantgardistischen Kunstbewegung.
In der Wiener Bäckerstraße fand noch echte Kulturpolitik statt. So gesellten sich Kunststadträtin Ursula Pasterk, Bürgermeister und Minister gerne unter die Kunstschaffenden.
„Das war eine unglaublich gute Mischung aus Leuten. Alle aus Theater, Museen und Literatur waren dort. Kultur und Politik haben sich noch getroffen“, erinnert sich Bank-Austria-Kunstforum-Wien-Direktorin Ingried Brugger an die frühen Jahre des Kultbeisels.
Nur die Musiker zog es bevorzugt eher in die längst geschlossene „Broadway Bar“ von Bela Koreny.
Künstlerischer Rahmen für den Trinkgenuss
Attersee war so angetan vom Schmelztiegel der Kunstschaffenden, dass er von 1995 bis 2003 mit dem „Neu Wien“ selbst unter die Gastronomen ging und temporär die Herrschaft über die kulturellen Szene-Treffs übernahm.
Jetzt kehrt der Malerfürst zum pandemiebedingt verschobenen runden Geburtstag in das „Oswald & Kalb“ zurück und schenkt der angestammten Homebase der Wiener Kulturszene eine Ausstellung mit einem Querschnitt seines Œuvres der letzten 20 Jahre. Seine Werke sind im ersten Raum rund um die Bar zu sehen, während rund 50 Porträts der bekannten Gäste aus den letzten vier Dekaden den zweiten Raum zieren und an geschichtsträchtige Momente und Begegnungen erinnern.
„Ich wollte diesen ersten Raum besonders schön gestalten, damit das Trinken und die Kunst harmonisch zusammenfinden“, meint Attersee zur Ausstellung.
Zur Vernissage und Geburtstagsfeier am 6. Juli 2021, um 18.30 Uhr, haben sich nicht nur Weggefährten und Künstlerfreunde angekündigt. Ex-Kulturstadtrat und Rektor der Musik und Kunst Universität der Stadt Wien Andreas Mailath-Pokorny unterbricht für das Künstlerfest sogar seinen Urlaub, um der Tradition des kunstsinnigen Dialogs zu folgen. Der wird auch weiterhin gefrönt, wenn sich Kunstschaffende und Kunstfans im Wirtshaus von Stefan Sares treffen und in den nächsten Monaten auch einen Augenschmaus serviert bekommen.
40 Jahre Oswald & Kalb
Datum: Dienstag, 6. Juli 2021
Uhrzeit: 18.30 Uhr
Ort: Oswald & Kalb
Adresse: 1010 Wien, Bäckerstraße 14
Lageplan: goo.gl/maps/AS71Ybvz7zLT3QtAA
Website: attersee-christian-ludwig.at
Foto: leisure communications
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