Chronik
Besonders für junge Menschen sind die Folgen enorm
Rotes Kreuz: Syrien braucht nach 10 Jahren Konflikt weiterhin dringend Hilfe
Es ist ein trauriger Jahrestag. Mitte März vor 10 Jahren begann der Krieg in Syrien. Seitdem ist aus dem Konflikt eine langanhaltende Krise geworden und das Land von ausländischer Hilfe abhängig. Über den Syrisch Arabischen Roten Halbmond, der selbst 73 Freiwillige verloren hat, bringt das Rote Kreuz etwa 60 Prozent der gesamten im Land geleisteten Hilfe zu den Menschen.
„Derzeit kommt alles zusammen“, schildert Rotkreuz-Präsident Gerald Schöpfer die Lage. „Die Kämpfe dauern an, das Corona-Virus fordert Opfer, die Wirtschaft ist komplett zusammengebrochen.“ 90 Prozent der Bevölkerung von rund 18 Millionen Menschen lebt in Armut. Mehr als 13 Millionen benötigen humanitäre Hilfe. „Die Menschen können ihren täglichen Lebensbedarf oft nicht decken. Es fehlt an Nahrung, Wasser, medizinischer Versorgung – und Benzin.“ Rettungsautos können nicht fahren, Krankenhäuser sind kaputt oder funktionieren nicht. „Die jungen Menschen trifft es besonders hart. Hier wächst eine Generation heran, die noch nie ein normales Leben führen konnte.“
Hoher Preis – Jugend trotzdem optimistisch
Mehr als die Hälfte der syrischen Bevölkerung ist jünger als 25 Jahre. Eine aktuelle Umfrage des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz unter 1.400 Syrerinnen und Syrern zwischen 18 und 25 Jahren (800 in Syrien, 400 im Libanon, 200 in Deutschland) zeigt, wie hoch der Preis des Krieges ist. 47 Prozent gaben an, dass in Syrien ein Freund oder enger Verwandter getötet worden ist. 16 Prozent haben getötete oder verletzte Eltern, 12 Prozent sind selbst verletzt worden.
54 Prozent haben den Kontakt zu einem Angehörigen verloren. 62 Prozent mussten ihre Häuser verlassen. 49 Prozent haben ihr Einkommen verloren, 77 Prozent tun sich schwer, Essen und Güter des täglichen Bedarfs zu bekommen oder sich diese zu leisten. Wegen des Konflikts leiden junge Menschen in Syrien etwa an Schlafstörungen (54%), Ängsten (73%), Depressionen (58%) oder Einsamkeit (46%). Dennoch gaben die meisten Befragten an, würden sie positiv in die Zukunft blicken.
Mehr WASH-Projekte – eine Forderung
Laut Daten der UNO und des Syrisch Arabischen Roten Halbmondes sind die drei Top Prioritäten der Syrerinnen und Syrer: Zugang zu Nahrung und Wasser (71 Prozent), das Sichern der Existenzgrundlage (50 Prozent) und Hilfe für ihre Wohnsituation (30 Prozent). Da bewaffnete Konflikte immer öfter in Städten stattfinden, hat das Rote Kreuz seine Programme im Bereich Wasser, Sanitär und Hygiene (WASH) im städtischen Raum aufgestockt. Auch das Österreichische Rote Kreuz leistet mit der Instandsetzung von zwei Wasserquellen, eine in Al-Fijeh nördlich von Damaskus und eine in Deir ez-Zor im Osten des Landes, seinen Beitrag. Die Gelder dafür stammen aus der Spendenaktion Nachbar in Not, vom Bund und den Bundesländern.
Österreich hat vergangenes Jahr den Auslandskatastrophenfonds AKF auf mehr als 50 Millionen Euro aufgestockt. „Das war wichtig und ein positiver Schritt“, sagt Schöpfer. „Zusätzlich wäre es hilfreich, bei langanhaltenden Krisen die humanitäre Hilfe besser planbar zu machen, indem man zum Beispiel zu Jahresbeginn die Hälfte der AKF-Mittel für Kontexte wie jenen in Syrien reserviert. So könnte man gemeinsam mit den Partnern vor Ort besser planen, um den betroffenen Menschen eine Perspektive zu geben.“
Das Rote Kreuz bittet um Spenden unter www.roteskreuz.at/spenden-syrien oder an IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144, BLZ: 20.111, Spendenzweck: Syrien.
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Foto: Syrian Arab Red Crescent
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