Bildung & Recht
Der Kindergarten
Lebens-, Entwicklungs- und Bildungs-RAUM
Alles neu, die Pandemie treibt die Digitalisierung in einer Weise voran, die vor einem Jahr fast undenkbar war. So fand der 9. Pädagogische Nachmittag der St. Nikolausstiftung für alle 1150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nun erstmals online statt. Im Zentrum der verpflichtenden Fortbildungsveranstaltung stand der RAUM, in welchem Kinder die meiste Zeit ihres Kindergarten- und Hortalltags verbringen. Dieser ist Lebens-, Bildungs- und Entwicklungs-RAUM und damit ein wesentlicher Teil des Bildungsalltags.
Welche Lernumgebung brauchen Kinder, damit sie ihre Lust und Freude am Forschen, Erleben und Ausdrücken weiterentwickeln und bewahren können? Wie können Pädagoginnen und Pädagogen den Raum analysieren, damit alle Kinder vielseitige und herausfordernde Lern- und Spielmöglichkeiten vorfinden? Univ.-Prof. Catherine Walter-Laager, Expertin für Erwachsenenbildung und Elementarpädagogik und renommierte Erziehungswissenschaftlerin der Universität Graz, erörterte diese Fragen in ihrem Fachvortrag: „Kleinkindergruppen und Kindergärten stellen im Idealfall einen wunderbaren Lebens- und Bildungsort für Kinder dar, in dem sie familienergänzende Erfahrungen sammeln und Freundschaften knüpfen können. Dafür brauchen Einrichtungen auch genügend Raum, der durch seine Gestaltung sowohl Begegnungsmöglichkeiten unterstützt, Bildungsanlässe bietet und den Kindern vielfältige Bewegungserfahrungen ermöglicht.“
Vielseitige und herausfordernde Lern- und Spielmöglichkeiten schaffen
Pädagoginnen und Pädagogen haben die Aufgabe durch Be(ob)achtung, Reflexion, Dokumentation und Planung den Bildungsalltag anregend und vielfältig zu gestalten. Den Einfluss der Raumgestaltung miteinzubeziehen und seine Spiel- und Lernmöglichkeiten auszuloten, zu überdenken und den Bedürfnissen, dem Entwicklungsstand und den Interessen der Kinder anzupassen gehört dazu. Der Raum übernimmt in seiner Ausgestaltung verschiedene Rollen. Er soll ein Raum des Wohlbefindens und der Geborgenheit, des Anregens und der Bereicherung für die Entwicklung der Kinder sein. Mitzubedenken ist nicht nur die Gestaltung der Innenräume, sondern auch die der Außenräume. „Eine überlegte und durchdachte Raumgestaltung regt die Wahrnehmung der Kinder an. Räume, die die Interessen und Bedürfnisse der Kinder widerspiegeln und diese anregen, fördern die Eigenaktivität, Orientierung, Kommunikation, das soziale Miteinander sowie unterschiedliche Körpererfahrungen. Die einzelnen Spiel- und Lernbereiche sollten laufend auf ihre Relevanz überprüft werden“, ergänzt Susanna Haas, pädagogische Leitung der St. Nikolausstiftung, den Nutzen eines Raumkonzeptes.
Bei der Planung der Spiel- und Tätigkeitsbereiche sind folgende Aspekte wichtig:
- Alle Bildungsbereiche sind abgedeckt,
- das Angebot lässt allen Kindern Wahlmöglichkeiten (deutlich höheres Angebot als Anzahl der Kinder),
- Spiel- und Aktivitätsmöglichkeiten sind angemessen für alle Kinder (herausfordernd und gleichzeitig bewältigbar),
- räumlich sind die Angebote und Impulse sinnvoll angeordnet, durch Entflechtung der Verkehrswege und Berücksichtigung des Lärmpegels,
- die Materialien sind für die Kinder autonom zugänglich und gefährliche „Dinge“ (z.B. scharfe Werkzeuge oder winzige Teilchen) können nicht versehentlich Kleinstkindern in die Hände fallen und
- falls ein Bereich nicht genutzt wird, kann er auch weggeräumt bzw. ersetzt werden.(Quelle: PEP – Internationales Zentrum für Professionalisierung der Elementarpädagogik)
Den Bedürfnissen der Kinder gerecht zu werden, alle zu sehen, entsprechend zu begleiten und damit die Bildungslaufbahn positiv zu beeinflussen, ist eine große Verantwortung und zugleich eine sehr spannende und erfüllende Aufgabe. Pädagoginnen und Pädagogen in elementaren Bildungseinrichtungen legen mit ihrer Arbeit ein wichtiges Fundament.
„Die Corona-Pandemie hat gerade in Bezug auf die Raumnutzung viele Einschränkungen mit sich gebracht. Das gruppenübergreifende Arbeiten und damit auch Bildungsbereiche in anderen Gruppen zu nutzen, ist noch immer nicht möglich. Wir sehen es aber auch als Chance, dass Konzepte überdacht und an die Gegebenheiten angepasst werden. Durch diese gemeinsame Fortbildungsveranstaltung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der St. Nikolausstiftung wollen wir wieder gemeinsam einen Schritt in der pädagogischen Qualitätsentwicklung gehen und uns auf den Auftrag des Kindergartens besinnen – die erste Bildungseinrichtung für Kinder zu sein“, fasst es Elmar Walter, Geschäftsführer der St. Nikolausstiftung, zusammen.
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